Verwaltung
Forst
Die Forstwirtschaft ist ein wichtiger Faktor im Pohler Gemeindehaushalt. Neben dem reinen Nutzwert ist der Wald aber auch unter Umweltaspekten eine wertvolle Ressource und prägt unsere abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft. Spaziergänger, Wanderer und Sportler schätzen seinen Erholungswert. Der Pohler Wald ist PEFC-zertifiziert.
PEFC DeutschlandUm den Waldbestand langfristig zu pflegen, zu erhalten und nachhaltig zu entwickeln ist eine solide Planung notwendig. In Zusammenarbeit mit den Landesforsten Rheinland-Pfalz erstellt der Revierleiter daher ein sogenanntes »Forsteinrichtungswerk« als Inventur und Planungsgrundlage für jeweils 10 Jahre. Dieses schlägt er der Gemeinde als Waldbesitzerin vor. Der aktuelle Plan berücksichtigt die Jahre 2017 bis 2027. Natürlich lassen sich manche Ereignisse nicht kalkulieren. Trockenheit und die Borkenkäferplage der Jahre 2018 und 2019 sowie Windwurf erfordern außerplanmäßige Eingriffe.
45% des Pohler Gemeindegebietes, also etwa 1,9 Quadratkilometer, sind mit Wald bestanden. 72% der Waldfläche ist aktiv bewirtschafteter Nutzwald. Zum Vergleich: die Waldfläche in Deutschland beträgt 30% der Gesamtfläche.
Der Holzvorrat des Pohler Waldes wurde im Forsteinrichtungswerk 2017 – 2027 mit 36.363 Festmetern berechnet. Pro Jahr beträgt der Zuwachs 1.186 Festmeter, geerntet werden sollen jährlich 876 Festmeter. Soweit der Plan ...
Der Pohler Wald besteht zu 79% aus Laubbäumen, der Anteil von Nadelbäumen beträgt 21%. Der Anteil von Fichten am Pohler Baumbestand betrug 18% und erwirtschaftete 35% der Einnahmen des Forsthaushaltes.
Durch Dürre und Borkenkäferbefall in den Jahren 2018 und 2019 wurden die Fichtenbestände fast vollständig vernichtet. Etwa 17% der Waldfläche sind betroffen, mindestens 0,2 Quadratkilometer Nutzwaldfläche müssen wieder aufgeforstet werden.
Ende Juni 2020 haben wir mit Revierförster Johannes Gieseler einen Rundgang durch den Pohler Wald unternommen und ein paar Einblicke mitgenommen.
Der Pohler Gemeindewald ist zur besseren Planung und Orientierung in Abteilungen gegliedert. Wegen der signalorangefarbenen Markierung (eigentlich nur deshalb) starten wir in Abteilung 21: die Grenze zum Miehlener Wald im Südwesten. Und springen direkt an den Ziegenkopf im Nordosten. Verrückt.
Oberhalb des Biotops mit dem kleinen Teich am Ziegenkopf finden wir junge Bäume. Hier wurden im Frühjahr 2019 auf einer Fläche von 1,35 ha ca. 4.000 Sämlinge der Küstentanne, Douglasie und Hemlock-Tanne gepflanzt. Bei einem Waldbegang im Dezember 2020 sahen die Pflanzen weiterhin recht vielsprechend aus.
Die große Fläche war vorher komplett mit Fichte bewachsen. Die Sämlinge werden in Reihen gepflanzt um die Pflegemaßnahmen zu vereinfachen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren müssen die kleinen Bäume zum Beispiel ein- bis zweimal jährlich freigeschnitten werden. Man rechnet damit, dass es 60 bis 80% dieser Nadelbäume schaffen, gross zu werden. Das ist abhängig von einigen Faktoren: Wildverbiss, Trockenheit, Mäuse und Rüsselkäfer sind nicht unbedingt förderlich. Wenn zwischen den Reihen zufällig Laubbäume wachsen, werden diese erhalten und gepflegt. Das Ziel der Bemühungen ist ein klimaresilienter Laub-Nadel-Mischwald. Forstwirtschaft berücksichtigt immer ökologische und wirtschaftliche Aspekte. Ganz grob gesagt: Laubwald wächst langsam und ist gut für die Umwelt, Nadelwald wächst schnell und erwirtschaftet das Geld. Beides funktioniert aber nur als Symbiose.
Wir überqueren die Kreisstraße in Richtung Niedertiefenbach. Hier finden wir einen ca. 120 Jahre alten Kirschbaum, der kurz vor dem Absterben ist: Altersschwäche. Das faulende Holz ist zwar wirtschaftlich verloren aber dafür ökologisch wertvoll. Es bietet viele Höhlen und Nischen für Vögel, Insekten und Fledermäuse. Auch Kleinsäuger wie Mäuse und Siebenschläfer haben Freude daran.
An der Rinde des Kirschbaums erkennt man sogenannte »Erpellocken«. Wenn Kirschbäume Erpellocken bilden: sind sie hiebreif. Aber wie gesagt: dieser nicht mehr.
Am hinteren Ziegenkopf ganz in der Nähe sehen wir die Entwicklung eines idealen Waldes. Unterschiedliche Baumarten in verschiedenen Alterstufen stehen auf der gleichen Fläche. Die Ernte oder der Verlust älterer Bäume ist ohne teure Nachpflanzung möglich, da die nächste Generation schon in den Startlöchern steht. Naturverjüngung nennt man das. Ziel der Forstwirtschaft ist ein stabiler Wald, denn der ist wirtschaftlich und ökolgisch interessant.
Hier sieht man es genauer: eine alte Eiche wurde geerntet. Nachwachsende Bäume bekommen dadurch mehr Licht und Wasser und können sich weiter entfalten.
Anders sieht das auf dieser ehemals freien, schwer zugänglichen Stelle aus: Hier wurden 2013 nach Windwurf Nussbäume extensiv gepflanzt, d.h. nur wenige Bäume pro Hektar. Das erleichtert die Pflege, denn die Fläche muss nicht aufwändig durchforstet werden. Ab und zu werden die Bäume freigeschnitten und hochgeastet. Das bedeutet, dass man frische grüne Äste regelmäßig abschneidet, um später »astreines« Wertholz aus geraden, dicken Stämmen zu erhalten.
Wenige Bäume auf der Fläche können größere Kronen ausbilden und die Stämme werden schneller dick.
Wir wechseln zum Pohler Berg. Hier stehen 135 Jahre alte Buchen. Erste Lichtflecken am Boden ermöglichen die Naturverjüngung. Die Buchen sind zwar erntereif vom Alter her, nicht aber vom Stammumfang. Deshalb bleiben sie noch stehen, auch um nachwachsenden Bäumen Schutz zu bieten. Es ist auch ein Rechenexempel: eine Neupflanzung kostet 10 bis 15.000 EUR pro Hektar, die Verjüngung ist kostenlos.
Die gleiche Abteilung, ein anderer Blickwinkel: hier ist die Verjüngung schon fortgeschritten und funktioniert. Leider wachsen hier nur Buchen, etwas Abwechslung wäre gut.
Bäume, die für immer stehen bleiben sollen, werden dauerhaft gekennzeichnet. Das sind Großhöhlenbäume, besonders seltene oder besonders alte Bäume.
In diesen gekennzeichneten Baum hat beispielsweise der Schwarzspecht eine Höhle gebaut, die er typischerweise nur einmal benutzt. Im nächsten Jahr kann dann die Hohltaube einziehen. Das Holz wird morsch, die Höhle wird größer. Dann ist genügend Platz für Fledermäuse. Diese Tiere sind besonders geschützte Arten und weisen auf einen ökologisch intakten Wald hin.
Der Urwald von morgen? Am Dörsbachberg ist die Wuchsleistung gering und die Hanglage extrem. Die letzte Bewirtschaftung liegt rund 100 Jahre zurück.
Aber dafür ist der Ausblick spektakulär. Links vorne Pohler Wald, im Tal der Dörsbach und der Blick geht über Attenhäuser Wald nach Singhofen.
Als Revierförster muss man sich manchmal ganz schön weit vor wagen.
Auf dem Rückweg nach Pohl kommen wir an einem Waldstück mit von Borkenkäfern befallenen, abgestorbenen und sehr dünnen Fichten vorbei. Die sind 65 Jahre alt und bleiben stehen, bis sie in vier bis fünf Jahren von selbst umfallen. Sie sind nicht mehr wirtschaftlich zu ernten ...
Ein kleines Stück weiter sehen wir 63jährige Douglasien, die ebenfalls am Hang stehen. Sie kommen mit Trockenheit besser klar und werden nicht vom Borkenkäfer befallen. Vielleicht sind sie ein Hoffnungsträger für die Zukunft des Waldes.
Brennholz ist im Pohler Gemeindewald recht stark nachgefragt. Immer mehr Brennholzwerber kaufen das Holz »gerückt am Weg«. Die Stämme werden maschinell aus dem Wald gezogen und vom Werber selbst am Weg eingeschnitten und gespalten.
Beim maschinellen Ernten von Holz ist der Bodenschutz ein gesetzlicher Auftrag. Es sollen möglichst wenige Schäden durch Fahrzeuge und Maschinen entstehen. Um dem Rechnung zu tragen, werden alle 20 bis 40m sogenannte Rückegassen angelegt. Diese kleinen Buchen am Pohler Berg sind 51 Jahre alt und ein zukünftiger Brennholzbestand. Der Boden ist nicht besonders gut, die Buchen bleiben eher klein.
Dies ist ein typischer Z-(Zukunfts-)Baum. Er wurde vor 10 Jahren auf eine Höhe von 6–8 Meter entastet und freigestellt. Das heißt, er hat Platz bekommen, um eine große Krone und damit einen dicken Stamm zu entwickeln.
Der gleiche Baum aus einer anderen Perspektive. Man kann erahnen, dass mehr Licht und mehr Platz vorhanden ist. QD bedeutet: Qualifizierung durch Astung, Dimensionierung durch Freistellen.
Im Landgrabenwald stehen mit 70 und 180 Jahre alten Buchen zwei Baumgenerationen als sogenannte Altholzinsel auf einer Fläche. Interessant: der durch einen Sturm abgeknickte Ast ist immer noch mit Wurzel verbunden und wächst dort seit über 10 Jahren weiter. Besser, man stellt sich nicht drunter ...
Ganz in der Nähe: eine selten Orchidee am Wegesrand. Achtung: die ist geschützt und darf nicht gepflückt werden!!!
Der Landgrabenwald hat seinen Namen vom römischen Limes. Und der ist besonders unter Waldflächen auch nach 2.000 Jahren noch gut sichtbar.
Um das noch etwas deutlicher zu machen, wird die ehemalige Palisade durch Eiben visualisiert. Die brauchen noch etwas Verbissschutz. Denn die Eibe ist zwar für Menschen und Pferde giftig, Rehen hingegen scheint sie zu schmecken.
Wir stehen mitten in einer europaweite Katastrophe, die mit den Stürmen im Januar 2018 begann und insbesondere die Fichtenbestände betrifft. Zum Windwurf kamen Hitze und außergewöhnliche Trockenheit. Diese Faktoren begünstigten die massenhafte Vermehrung des Borkenkäfers, welche sich 2019 und 2020 unter gleichen Bedingungen exponentiell steigerte. Alle Fichten im Pohler Wald sind tot.
Im Forsteinrichtungswerk 2017 bis 2027 wurde der Pohler Fichtenbestand noch mit rund 8.500 efm (Erntefestmeter) – 23% des Holzvorrates – ermittelt. Von Januar 2018 bis Juni 2020 mussten 6.200 efm Fichtenholz notgeerntet werden, 1.000 efm folgten im zweiten Halbjahr 2020. Bei weiteren 900 bis 1.200 efm war die eigentlich notwendige Ernte aufgrund der geografischen Lage wirtschaftlich nicht darstellbar. Hier entsteht quasi Urwald. Dem Gemeindehaushalt wird durch diese Notmaßnahmen mit geschätzten 300.000 EUR belastet: das europaweit massenhaft auf den Markt gebrachte »Käferholz« ist nahezu unverkäuflich, der Einschlag ist durch knappe Kapazitäten der Forstdienstleiter teuer.
Um die Wirtschaftlichkeit des Pohler Forstes mittel- bis langfristig zu sichern, müssen mindestens 20 Hektar der entstandenen Freiflächen wieder aufgeforstet werden. Die restlichen 17 Hektar sind zu klein, zu steil, zu trocken: hier greift ungeplante Naturverjüngung. 2019 und 2020 wurden bereits 5,6 Hektar neu bepflanzt. Die Kosten für Bodenvorbereitung, Pflanzung, Pflege und Wildschadensverhütung sind hoch. Pro Hektar schlagen 15.000 EUR zu Buche. Aufgeforstet wurde eine klimastabilere Mischung aus Douglasie, Hemlocktanne und Küstentanne.
In den vergangenen Jahren wurden bereits klimatische Auswirkungen auf andere Baumarten beobachtet. Bei etwa 15% der eingeschlagenen Buchen waren ungewöhnliche wetterbedingte Verfärbungen auffällig. Buchen sind auf 43% der Pohler Waldfläche vertreten.
Diese Umstände überfordern die kommunalen Haushalte in bisher unbekanntem Ausmaß. Dennoch gibt es zur Aufforstung keine Alternative. Alle sind abhängig von den Funktionen eines intakten Waldes: Rohstoff zum Bauen, Verpacken und Heizen, sauberes Trinkwasser, Luftfilterung, CO2-Bindung, Erosionschutz, Lärmschutz, Lebensraum seltener Arten, Minderung von Wetterextremen und nicht zuletzt zur Erholung.
Das Böse lauert direkt unter der Oberfläche. Ein paar gezielte Axthiebe in die Rinde einer toten Fichte sorgen für interessante Einblicke.
Unser Borkenkäfer wird volkstümlich »Buchdrucker« genannt. Er legt seine Brutsysteme in der Rinde von Fichten an. Die Larvengänge ähneln arabischen Schriftzeichen, daher kommt der Name (ips typographus). Etwas beschreibender klingt »Großer achtzähniger Fichtenborkenkäfer«. Rechts versucht sich gerade eine ausgewachsenes Exemplar in Sicherheit zu bringen.
Eigentlich kann ein Baum durch die Absonderung von Harz Insekten abwehren. Durch das trockene und heiße Wetter der vergangenen Jahre waren die Fichten allerdings so geschwächt, dass sich die Käfer massenhaft vermehren konnten und somit auch eigentlich gesunde Baumbestände vernichteten. Hier sieht man einige Larven, die unsanft aus ihren Brutgängen gepurzelt sind.
Das Heizen mit Holz hat in Pohl eine lange Tradition. Viele Pohler machen ihr Holz auch heute noch gerne selbst.
Dazu veröffentlicht die Verbandsgemeinde Bad Ems - Nassau im Mitteilungsblatt ein Formular zur »Bestellung von liegendem Holz zur nicht-gewerblichen Selbstaufarbeitung im Gemeindewald«. Über das Bürgerbüro kann das Formular auch angefordert werden. Die Verbandsgemeinde leitet die Bestellung an den zuständigen Revierleiter weiter, der mit den Holzwerbern einen Vor-Ort-Termin im Wald ausmacht, dort die Regeln erläutert und die Lose zuteilt. Es gelten in Pohl bis auf weiteres folgende Preise (inkl. Mehrwertsteuer) pro Raummeter (rm):
Das Brennholz ist bis drei Monate nach dem Vergabetermin aufzuarbeiten und muss bis spätestens 31.12. eines jeden Jahres aus dem Wald abgefahren sein. Lagerplätze in und am Wald werden nicht geduldet. Die Brennholzwerber melden den Abschluss der Arbeiten (Aufarbeitung und Abfuhr) an die Ortsgemeinde Pohl und benennen den Lagerplatz. Beauftragte der Ortsgemeinde messen die Sortimente aus und melden die tatsächlichen Mengen an die Verbandsgemeinde. Von dort erfolgt die Abrechnung. Das Aufmass soll bis zum 31.8. eines jeden Jahres erfolgt sein. Bei Verstössen gegen die Regeln riskiert der Werber den Ausschluss von der Brennholzwerbung im folgenden Jahr.
Ansprechpartner
Landesforsten Rheinland-Pfalz
Forstamt Lahnstein
Emser Landstr. 8
56112 Lahnstein
Gemeinde Pohl
Römerstraße 24
56357 Pohl